Mit Hans Kessler und J. D. Bauer haben wir zwei weitere Verlage im Lexikon. Bei Erstgenanntem finden Sie auch eine Datierungshilfe anhand der Verlagsnummern, so wie bereits bei zwölf anderen Artikeln. Insbesondere bei diesen nicht so häufig begegnenden Verlegern könnte das für den einen oder die andere nützlich sein.
Der Komponist als Chronist – Telemanns Gelegenheitsmusiken als musikalisches Tagebuch, hrsg. von Thomas Betzwieser, Martina Falletta und Eric F. Fiedler, Beeskow: ortus 2021.
Der neue Band umfasst die Ergebnisse einer Tagung, die vom 5.−7. Oktober 2017 in Frankfurt am Main stattfand und sich Telemanns sogenannten Gelegenheitsmusiken widmete. Das an gesellschafts- und kulturgeschichtlichen Kontexten orientierte Symposium versuchte, diese Facette im Wirken von Telemann neu zu beleuchten. Telemanns anlassgebundene Kompositionen erscheinen aus heutiger Sicht wie Eintragungen in einem Tagebuch, sie dokumentieren Reaktionen auf zeitgeschichtliche Ereignisse wie Krieg und Frieden, Naturkatastrophen oder einen ‚Börsencrash‘, welche gleichermaßen das Leben Telemanns an seinen Wirkungsstätten, z. B. bei Hochzeiten, Predigereinführungen, Geburtstagen oder Beerdigungen, begleiten. Diese Werke eröffnen Einblicke in eine Welt lokaler wie ‚globaler‘ Ereignisse, die in der Zusammenschau vielfältige Wechselwirkungen zwischen Komponist und Gesellschaft transparent werden lassen. Die anlassgebundenen Kompositionen sind somit nicht allein von musikalischem Interesse, sondern sie stellen in ihrer Gesamtheit einen zeitgeschichtlichen Spiegel des Wirkungsumfeldes von Telemann dar.
Iwan Knorr, Variationen über ein ukrainisches Volkslied op. 7, Leipzig: Breitkopf & Härtel [1891], Vorlage: US-CAe
Unsere Monatsrückschau hat sich diesmal etwas verspätet. Grund dafür war unser Bedürfnis einen nicht nur für die mittelrheinische Musikgeschichte wichtigen Artikel fertig zu stellen. Über den langjährigen Direktor des Hoch’schen Konservatoriums in Frankfurt/M. Iwan Knorr gäbe es einiges zu berichten, was in einem kurzen Lexikonartikel normalerweise keinen Platz findet. Ebenso erwähnenswert wie die vielfältigen europäischen Lebensstationen (u. a. Minsk, Leipzig, Charkiw) sind selbstverständlich auch seine Kompositionen, deren Titel heute wieder besonders ins Auge fallen, seien es nun die Ukrainischen Liebeslieder op. 5, die er seiner Frau widmete; die Variationen über ein ukrainisches Volkslied op. 7, die ihm die Bekanntschaft mit Brahms und dessen Zigarren bescherten; oder die Variationen und Fuge über ein russisches Volkslied op. 8, die er im heutigen Charkiw komponierte und „deren schwermütiges eintöniges Thema Knorr von russischen Zimmerleuten gehört haben soll, die sich beim Singen der Melodie einander die Holzstücke zuwarfen.“
Knorr starb Anfang 1916 in Frankfurt/M. Wie sein jüngerer Kollege Moritz Bauer in einer Gedenkschrift berichtet, arbeitete der Komponist bis zuletzt an einem großen Werk für Chor und Orchester, konnte es aber nicht vollenden. Es sollte mit einem „Friedensidyll“ beginnen.
Wir freuen uns stets über Artikel von „außen“, insbesondere wenn sie so zahlreich sind wie im vergangenen Monat. Wenn Sie uns ebenfalls mit einem Artikel für das MMM2 unterstützen möchten, schreiben Sie gerne per Mail an kontakt@mugemir.de.
Mit den neuen Artikeln zu Hildegard von Bingen (herzlichen Dank an Wolfgang Ruf) und Fritz Reuter können wir nun einen musikgeschichtlichen Bogen am Mittelrhein vom Jahr 1098 bis 2021 spannen. Einen frischen Einblick in das Bad Emser Kurleben und die dortige Villa Charles-Auguste de Bériots finden Sie im neuen Artikel von Gudula Schütz. Wir wünschen angenehme Lektüre!
Das neue Mitteilungsheft (Nr. 91) ist da! Folgende Beiträge finden sich darin:
Axel Beer: Uwe Baur (1938–2018) – Günter Wagner (1937–2021)
Ursula Kramer: Ausgebrannt und abgerissen. Auf den Spuren einer verlorenen musikalischen Festkultur der Darmstädter Bürgerschaft im 19. Jahrhundert (Casino-Bau, Saalbau, Festhalle)
Axel Beer: »Beethovens Symphonien in Partitur« – ein Schott-Projekt des Jahres 1813
Mitteilungen und Berichte
Die Mitgliederversammlung wird am 27. November 2021 um 11.30 Uhr im Hörsaal der Abteilung Musikwissenschaft (JGU Mainz, Jakob-Welder-Weg 18) stattfinden. Wir würden uns freuen, möglichst viele Mitglieder begrüßen zu dürfen.