Der Akademiesaal im Mainzer Schloss

»Daß sich in allem falle Graf Sückingen angetragen dir einen Platz in Maynz zu verschaffen ist gut allein man muß sich nichts für gewiß einbilden. In Maynz ist ein alter Capellmeister H: Schmid der nichts mehr thut. Kreuser ist eben zur rechten nach Maynz kommen als der Concertmeister Jacobi gestorben. Ich kann es euch nicht verzeihen, daß ihr nicht, bey dem so langen Aufenthalt in Mannheim, ein Reise nach Maynz gemacht. Maynz ist doch ein Hof wo einige Ausicht wäre, und wo wir viele bekannte unter der Noblesse und andere freunde haben. Maynz ist in der Bezahlung nicht stark und Maynz hat mit Salzburg den gleichen vortheil , daß es mit dem todt des Fürsten nicht abstirbt…..«
Leopold Mozart an seinen Sohn Wolfgang Amadeus (Salzburg, 27. August 1778)


Links: der Mainzer Akademiesaal im Jahr 1930
Rechts: heutiger Zustand während der Fastnachtssitzung Mainz bleibt Mainz

Als Akademien bezeichnete man im 18. Jahrhundert nicht nur Gelehrtengesellschaften , sondern auch größere repräsentative Konzerte. Neben den vielen Kammermusiken gab es am Mainzer Hof jährlich ungefähr 120 Akademien. Ein Drittel davon fand allerdings nicht in Mainz, sondern in der Sommerresidenz in Aschaffenburg statt.

Das hohe Niveau der Mainzer Hofmusik spiegelt sich in der Empfehlung Leopold Mozarts an seinen Sohn, sich um eine Anstellung als Hofkapellmeister zu bemühen. 1778 hielt Wolfgang Amadeus Mozart es für »gar nicht unmöglich« nach Mainz zu kommen »engagirt versteht sich«. Zum letzten Mal gab er 1790 ein Konzert in Mainz, doch blieben seine Bemühungen um die Stelle erfolglos. Neben Mozart zog es noch weitere Künstlerprominenz an den kurmainzischen Hof: Luisa Todi, Francesco Ceccarelli oder Hortensia von Hatzfeld etwa, die zu den internationalen Sängergrößen des ausgehenden 18. Jahrhunderts zählten.

Die Akademien fanden in einem neuen Akademiesaal im Schloss statt, den Erthal 1786/87 erbauen ließ. Der zweistöckige Saal mit umlaufender Galerie auf 32 Säulen glänzte mit qualitätvoller Ausstattung , feinsten farbigen Stuckaturen und einem Deckengemälde des kurtrierischen Hofkünstlers Januarius Zick. Neben dem prunkvollen Akademiesaal ließ der Erzbischof noch weitere Räume, darunter auch ein Billardzimmer, einrichten, um damit »in Kunst und feinem Geschmack« mit den anderen Höfen des Reiches gleichzuziehen.

Die Ausstattung ist jedoch größtenteils heute nicht mehr erhalten. Ein neuer Saal ist uns allen aber als »großer Saal« des kurfürstlichen Schlosses bekannt. Er ist um mehrere Achsen versetzt, aber ebenfalls zweistöckig und bietet Platz für bis zu 600 Personen. Der Saal wird jährlich unter anderem für die bundesweit bekannte Mainzer Fastnachtssitzung Mainz bleibt Mainz genutzt.


Johann Franz Xaver Sterkel (1750-1817):
  Symphonie Nr.1 in D-Dur, Op.35
l’arte del mondo; Leitung: Werner Ehrhardt

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