Friedrich Karl Joseph von Erthal – Kurfürst und Erzbischof von Mainz (1774–1802)

»Beredt, klug, geistreich, Kunst und Wissenschaft zugetan, frei von Lastern und auffallenden Schwächen, peinlich die äußeren Formen der Frömmigkeit beobachtend, stets die Würde wahrend, wenn auch selbstgefällig, eitel und prunkliebend, in Regierungsgeschäften erfahren, am Kaiserhofe beliebt, schien er der rechte Mann, den Kurstaat zu lenken und dem 800 jährigen Erzkanzleramt den alten Einfluß und Glanz zurück zugewinnen. […] So glitt er doch allmählich in die Bahnen Breidbachs und der Aufklärung hinüber, vielleicht aus Ehrgeiz, Lob und Ruhmsucht und in Verneigung vor dem Zeitgeist.«
Die Mainzer Kurfürsten, hrsg. von Wilhelm Diepenbach und Carl Stenz, Mainz 1935


Georg Anton Urlaub:
Friedrich Karl Joseph von Erthal (1786),
Öl auf Leinwand, Schloss Johannisburg, Aschaffenburg

Am 18. Juli 1774 wurde Friedrich Karl Joseph von Erthal zum neuen Mainzer Erzbischof und Kurfürst gewählt. Noch vor der Wahl zeigte er sich als geeigneter Kandidat für die konservativen Kreise. Bald kam es jedoch zum Zerwürfnis mit dem Domkapitel. Man warf Erthal Täuschung vor: Seine anfängliche Opposition zu den Reformmaßnahmen seines Vorgängers, Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim, sei lediglich taktisches Spiel gewesen, um selbst Erzbischof zu werden.

Tatsächlich prägten einschneidende Reformen Erthals Regierungszeit. Neben eine umfassende Neugestaltung des Bildungswesens und die Erneuerung der Universität traten
sozialpolitische Reformen sowie Neuerungen im kirchlichen und militärischen Bereich. Freimaurerlogen und die 1781 begründete Lesegesellschaft am Höfchen wurden zu Orten des ständeübergreifenden Austauschs über das Gedankengut der Aufklärung. Auch die Gründung des Nationaltheaters im Jahre 1788 ist als Ausdruck von Erthals fortschrittlicher Haltung zu verstehen.

Bei Hof umgab er sich mit Intellektuellen wie dem Schriftsteller Wilhelm Heinse oder dem Literaten und späteren Jakobiner Georg Forster. Zu den Musikern in seinem Umfeld gehörte Franz Xaver Sterkel : 1778 zunächst als Hofkaplan angestellt, wurde er 1793 zum Kapellmeister ernannt und behielt dieses Amt auch unter Erthals Nachfolger Karl Theodor von Dalberg, dem letzten Mainzer Kurfürsten.

Zu dieser Zeit befand sich die Residenz längst in Aschaffenburg.
Nach der Einnahme von Mainz durch die französischen Revolutionstruppen und der kurzlebigen Mainzer Republik im Jahre 1792 konnte Kurfürst Erthal zwar wieder nach Mainz zurückkehren, doch sollte seine Rückkehr in die Residenzstadt nur ein kurzes Intermezzo bilden: Die französische Besetzung von Mainz am 30. Dezember 1797 vertrieb den Hofstaat erneut: Der gesamte Regierungsapparat wurde nach Aschaffenburg verlegt, wo Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal am 25. Juli 1802 verstarb.


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