Die Mainzer Hofkapelle

Vincenzo Righini
Kupferstich von F. W. Bollinger, Berlin 1803

Beim Amtsantritt von Friedrich Karl Joseph von Erthal 1774 befand sich die Mainzer Hofkapelle in keinem guten Zustand. 1775 starb der bisherige Hofmusikintendant Friedrich Anton Christoph Freiherr von und zu Dalberg und die vakante Stelle wurde 1776 mit Carl Philipp Graf von Ingelheim besetzt. Eine Reform der Organisation der Hofmusik konnte der neue Intendant nicht durchsetzen. Doch indem er neue hervorragende Musiker einstellte und somit auch eklatante Lücken in der Besetzung schloss, steigerte er das Niveau und die Bekanntheit der Mainzer Hofmusik immens.

1787 folgte auf Ingelheim Franz Graf von Hatzfeld, der die langersehnten Reformen durchsetzte. Sein Finanzplan beendete die willkürliche Festlegung der Musikergehälter, was jedem ein ausreichendes Einkommen sicherte. Zudem konnte die Hofkapelle dauerhaft vollständig besetzt werden und der Hofetat wurde weniger belastet. Um der Hofkapelle ausreichend musikalischen Nachwuchs zu verschaffen, gründete man eine Orchesterschule, oder wie Hatzfeld es ausdrückte »eine kleine Pflanzschule bey dem Orchester«.

Die Mainzer Hofkapelle unter Vincenzo Righini (Hofkapellmeister von 1787 bis 1792).
Zusammen mit den Hoftrompetern, dem Pauker und den sogenannten Substituten konnte das Ensemble auf 60 Musiker erweitert werden.

Mit der Einstellung Vincenzo Righinis 1787 als Kapellmeister übernahm ein Musiker von internationalem Renommee die musikalische Leitung der Hofkapelle. Er zählt bis heute sicherlich zu den bekanntesten Mitgliedern der Mainzer Hofmusik.

Nach der ersten französischen Besetzung von Mainz in den Jahren 1792/93 gab es einige Anstrengungen, die Hofkapelle zu bewahren. Allerdings waren einige führende Köpfe, darunter auch Righini und Hatzfeld, nicht mehr nach Mainz zurückgekehrt. Den Posten des Kapellmeisters übernahm nun der hoch angesehene Mainzer Musiker und Komponist Johann Franz Xaver Sterkel. Finanzielle Nöte führten schließlich dennoch unausweichlich zum Niedergang der Mainzer Hofkapelle.


Weiterführender Link:

J. F. X. Sterkel-Gesellschaft e.V., Aschaffenburg


Johann Franz Xaver Sterkel (1750–1817):
  Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 (1785)
Lotte Jekéli (Klavier); Zagreb Chamber Orchestra; Leitung: Martin Lutz

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