Mainzer Instrumentenbau und Musikverlag zur Zeit Erthals

»Wir Friderich Carl Joseph […] bekennen und thun hierdurch jedermänniglich [kund], demnach Unß Bernard Schott von Eltfeld Musicstecher unterthänigst Vorgestellt, welchergestalten Er mehrere Jahre Verschiedene reyßen in Holland, Franckreich, und Engelland gemacht, und unter anderen sich dadurch erworbene Käntnusse, auch die Kunst Music zu stechen eigen gemacht, darüber auch mit jedermänniglichem beyfall die proben Vorgelegt, und nun gesinnet seye sich in seinem Vatterland haußlich niederzulassen, und durch sein erlerntes Metié in einen dauerhafften nahrungßstand zu setzen.«
Begleitbrief zum nebenstehenden Dekret

Dekret zum Prädikat eines Hof-Musikstechers für Bernard Schott vom 6. Juni 1780, Archiv Schott (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)

Im Jahr 1780 wurde dem 31-jährigen Bernhard Schott von Kurfürst Erthal ein Privilegium exclusivum für den Notenstich und der Titel eines Hofmusikstechers verliehen. Das bedeutete, dass Schott als Einziger im Kurfürstentum das Recht hatte, Noten zu drucken und zu verkaufen. Der Verlag besteht bis heute unter dem Namen Schott Music fort. Auch für Erthal bedeutete diese Unternehmung einen Prestigegewinn, da auf diese Weise die Musik, die an seinem Hof gespielt wurde, weit über die Grenzen von Mainz hinaus Verbreitung fand.

Auch Carl Zulehner beschäftigte sich in Mainz mit Notenmaterial. Er bot seit 1798 Notenabschriften in seiner professionellen Kopiatur an. Aus dieser Tätigkeit entstand 1802 ein weiterer Verlag im Kurfürstentum, der bis 1811 existierte. In dieser Zeit begann Zulehner mit der ersten Gesamtausgabe der Werke Ludwig van Beethovens eine mutige Idee, wie sie sonst nur bei dem deutlich älteren Joseph Haydn versucht wurde.

Neben der Produktion und dem Vertrieb von Notenmaterial wurden in Mainz auch Instrumente hergestellt. Ein Instrumentenbauer in Mainz war Franz Ambros Alexander, der sich 1782 als „blasender Instrumentenmacher“, also Holzblasinstrumentenbauer, in Mainz niederlassen durfte. Nach seinem Tod 1802 führten seine Söhne sein Geschäft, nun Gebrüder Alexander genannt, weiter. Die Firma Gebrüder Alexander existiert bis heute, bekannt sind aber vor allem ihre Hörner und weiteren Blechblasinstrumente.

Einige andere Instrumentenbauer waren direkt bei Hof angestellt, beispielsweise benötigte man 1789 einen Hoforgelmacher und einen Hofgeigenmacher. Diese hatten in der Regel bis zu ihrem Tod ihr Amt inne. Auf hohem Niveau stand die Mainzer Geigenbautradition, die spätestens 1717 durch Johann Joseph Elsler begründet wurde. Auch heute gibt es einige Geigenbauer*innen in Mainz.


Weiterführende Literatur:

  • Duttenhöfer, Eva-Maria: Gebrüder Alexander. 200 Jahre Musikinstrumentenbau in Mainz. Ein Beitrag zur Musikinstrumentenkunde, Mainz 1982 (Beiträge zur mittelrheinischen Musikgeschichte 19).
  • Gottron, Adam: Mainzer Musikgeschichte von 1500 bis 1800, Mainz 1959 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 18).
  • Michels, Egmont: Die Mainzer Geigenbauer, Hofheim 1995.
  • Müller, Hans-Christian: Bernhard Schott, Hofmusikstecher in Mainz. Die Frühgeschichte seines Musikverlages bis 1797, Mainz 1977.
  • Musikverlag B. Schott’s Söhne, Mainz. Kleiner Abriß der Verlagsgeschichte, Mainz 1961.
  • Schweikert, Karl: Die Musikpflege am Hofe der Kurfürsten von Mainz im 17. und 18. Jahrhundert, Mainz 1937 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 11).
  • Strecker, Ludwig: Der Musikverlag B. Schott’s Soehne Mainz, Mainz 1954.
  • Wollner, Beate Maria: Carl Zulehner (1770 – 1841). Ein Musiker in Mainz, Tutzing 2009.
  • Schott Archiv Berlin
  • Schott Archiv München

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