Auf dem Weg zum Nationaltheater

»Dieses Theater hat sich, seitdem es unter der Intendance des Freiherrn von Dalberg entstanden ist, durch dessen Kenntnisvolle Leitung und durch eine weise Ökonomie unter Mitwirkung des rühmlich bekannten Hrn. Direktor Koch und der Mitglieder dieser Bühne, zu einer solchen Höhe emporgezwungen, daß es jetzt eins der allerersten Theater Deutschlands ist. Mit großen Kosten sind Garderoben und Dekorationen vermehrt, die Gagen aufs ansehnlichste bestimmt, Kontrakte auf 10 bis 12 Jahre geschlossen, Sittlichkeit und guter Ton herrschend gemacht worden.«
Allgemeines Theaterjournal, Frankfurt/Leipzig: Pech, 1792


Die Mainzer Theaterverhältnisse waren zu Beginn der Regierungszeit Erthals von überwiegend erfolglosen Theatertruppen geprägt. Im Herbst 1779 versuchte Intendant Dalberg den Kurfürsten zu überzeugen, dem Theater größere Aufmerksamkeit zu schenken.

Fassade des Komödienhauses mit Grundriss des Theatersaals um 1767. Stadtarchiv Mainz BPS/5535A

Erthal willigte ein und berief eine sechsköpfige Theaterkommission, bestehend aus Mainzer Adeligen. Somit gab es erstmals einen direkten Austausch zwischen Hof und den Theaterunternehmern. 1782 wurde mit dem Theaterdirektor Tabor ein Vertrag über zehn Jahre geschlossen, der die finanzielle Unterstützung durch den Hof sicherte. Als das Theater aufgrund schlechten Spiels dennoch leer blieb, entwarf Dalberg 1788 den Plan zur Aufrichtung eines zu weiten Teilen vom Hof getragenen Nationaltheaters. Neben Mainz sollte auch in der Krönungsstadt Frankfurt am Main sowie der Sommerresidenz Aschaffenburg gespielt werden. Der Kurfürst stimmte zu und das Nationaltheater wurde offiziell am 5. November 1788 eröffnet.

Dank Dalbergs anhaltendem Einsatz erlangte das Theater einen hervorragenden Ruf. Im Rückblick erscheint die deutschsprachige Erstaufführung von Mozarts Don Giovanni im Jahre 1789 als Hauptereignis, doch auch die Frankfurter Festaufführungen zu den Kaiserkrönungen 1790 und 1792 vor internationalem Publikum trugen zur Berühmtheit des Nationaltheaters bei. Hauptsäule des Opernbetriebs war der Sängerkomponist und Opernregisseur Karl David Stegmann. Der Sänger Joseph Anton Christ schrieb später in seinen Memoiren, ein solches Sängerensemble werde »wohl nie wieder in Deutschland so zusammenkommen.«

Nach dem Einmarsch der französischen Truppen in Mainz musste das Theater seine Pforten am 14. November 1792 schließen. Aus den Partituren sollen Patronen gemacht worden sein, allerdings haben sich glücklicherweise einige Musikalien des Nationaltheaters in der Frankfurter Universitätsbibliothek erhalten.


Vincenzo Righini (1756–1812):
Messa solenne, Krönungsmesse in d-moll
Leitung: Konrad-Jürgen Kleinicke

Weiterführende Literatur und Links:

  • Gottron, Adam: Mainzer Musikgeschichte von 1500 bis 1800, Mainz 1959 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 18).
  • Schweikert, Karl: Die Musikpflege am Hofe der Kurfürsten von Mainz im 17. und 18. Jahrhundert, Mainz 1937 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 11).
  • Peth, Jakob: Geschichte des Theaters und der Musik zu Mainz : Ein Beitrag zur deutschen Theatergeschichte, Mainz 1879.
  • Theaterfreunde Mainz, Geschichte des Mainzer Theaters
    http://theaterfreunde-mainz.de

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