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Neuerscheinung: Peter Cornelius – Briefe und Tagebuchblätter – Bd. 2

ISBN: 978-3-7957-0908-2

Als Band 46 der Beiträge zur mittelrheinischen Musikgeschichte ist nun pünktlich zum Jubiläumsjahr der zweite Band der Briefe und Tagebuchblätter von Peter Cornelius erschienen. Mit der zweibändigen Ausgabe hat der Mainzer Musikwissenschaftler Dr. Günter Wagner (1937–2021) ein wichtiges Grundlagenwerk für die Forschung über Peter Cornelius und die Zeit der Romantik vorgelegt.

Der neu erschienene zweite Band enthält bisher unbekannte Briefe und Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1859–1874. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Personenregister sowie ein Verzeichnis der musikalischen und literarischen Arbeiten von Peter Cornelius runden die Publikation ab. Der bereits 2015 erschienene erste Band (Beiträge Nr. 44) behandelt die Jahre 1831 bis 1859.

Ausstellung: 200 Jahre Peter Cornelius

Im Jahr 2024 wird der 200. Geburtstag und 150. Todestag des Mainzer Komponisten und Dichters Peter Cornelius begangen. In Mainz wird das Cornelius-Jubiläum mit einem umfangreichen und vielseitigen Veranstaltungsprogramm gefeiert, an dem sich die Wissenschaftliche Stadtbibliothek beteiligt.

Die Ausstellungseröffnung findet am 24. April 2024 um 18.30 Uhr statt. Bei dieser Gelegenheit wird Cornelius’ Werk in Tönen und Worten erlebbar: Studierende der Hochschule für Musik Mainz führen das Melodram „Mein Wald“ auf, ein Werk von Cornelius, das lange als verschollen galt und dessen Autograf im Jahr 2022 von der Stadtbibliothek Mainz bei einer Auktion für ihr Peter-Cornelius-Archiv ersteigert werden konnte. Mit einer Lesung aus Briefen von Peter Cornelius kommt anschließend der Gefeierte sozusagen selbst zu Wort.

Mehr Informationen zur Ausstellungseröffnung finden Sie auf dem Flyer oder auf der Seite der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek.

Erstaufführung nach 175 Jahren: Carl Amand Mangolds Oper Gudrun am 26. Mai 2024 in Darmstadt

175 Jahre dauerte ihr Dornröschenschlaf, jetzt wird sie endlich zu neuem Leben erweckt: Die Oper Gudrun des Darmstädter Hofmusikdirektors Carl Amand Mangold (1813–1889) erklingt erstmals wieder durch den Konzertchor Darmstadt und Gesangssolisten in einer halbszenischen Aufführung im Darmstadtium am 26. Mai 2024 um 17 Uhr.

Gudrun war 1850 ein zentraler Beitrag im Bestreben, endlich dauerhaft eine deutsche romantische Oper als Konkurrenz zu den ständigen Opernimporten aus Italien, aber auch Frankreich zu etablieren, die die Spielpläne der deutschen Hoftheater dominierten. Während Richard Wagner nach seinen politischen Aktivitäten im Exil in der Schweiz saß und – von der Welt verborgen – an seiner Nibelungen-Tetralogie arbeitete, die erst ein Vierteljahrhundert später in Bayreuth aus der Taufe gehoben wurde, war es der Darmstädter Carl Amand Mangold, Bruder des Hofkapellmeisters Wilhelm Mangold und in leitender Stellung am Hoftheater Darmstadt engagiert, der sich ebenfalls mit den nordischen Sagen des Mittelalters beschäftigte. Der Gudrun-Stoff entstammt der Edda-Sammlung, neben dem Nibelungenlied das zentrale mittelalterliche Epos der Germanen. Wie Wagner kümmerte sich auch Mangold selbst um seinen Librettotext, verlegte die Handlung des altdeutschen Heldenlieds allerdings nach England in die Zeit der normannischen Invasion. Das Handlungsgerüst ist schlicht und lässt sich leicht zusammenfassen: Die Tochter des angelsächsischen Königs wird heiraten, es gibt drei Bewerber. Einer der beiden Abgelehnten entführt sie daraufhin; nach gefahrvollen Situationen gelingt am Ende die Rettung und Befreiung durch den Erwählten. Dazwischen bleibt viel Raum für situationsbezogenen Chöre (Hochleben der Brautleute, Trinklied der Krieger, Gespielinnen Gudruns).

Mangold hatte vor Gudrun bereits andere Opern komponiert, er war bekannt für seine volkstümliche Musik. Auch an Gudrun schätzte die zeitgenössische Presse die melodische Schlichtheit. In ganz Deutschland berichteten die Musikzeitungen über die Darmstädter Uraufführung: Man war stolz auf die Realisierung eines germanischen Epos auf der Opernbühne.

Glücklicherweise ist das historische Aufführungsmaterial der damaligen Produktion am Darmstädter Hoftheater erhalten geblieben (eine große Ausnahme angesichts des fast vollständigen Verlusts der Theatermusikalien in der Darmstädter Brandnacht von 1944). In klarer und sauberer Handschrift notiert, dient es dem Orchester als Basis für die Wiederaufführung des Werks am 26. Mai 2024.

Vormittags um 11 Uhr findet im Staatsarchiv Darmstadt ein begleitender Workshop statt, der sich mit den Hintergründen des Musiklebens in Darmstadt zur Zeit Mangolds beschäftigt. Kurzbeiträge sind vorgesehen von Dr. Peter Engels, Stadtarchiv Darmstadt, Prof. Dr. Ursula Kramer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sowie Studierenden der Musikwissenschaft der Universität Mainz.

Konzert: 200 Jahre Heinrich Heines Loreley

Carl Bertling: Lorelei – Public domain, via Wikimedia Commons

Heinrich Heines Gedicht über die holde Jungfrau, die unfreiwillig die Schiffer im Rheintal in die Fluten stürzen lässt, ist sicher unbestritten die bekannteste Dichtung der Loreley-Sage. Dieses Gedicht feiert dieses Jahr am 26. März 2024 seine 200-jährige Veröffentlichung.

Zu diesem Anlass findet im Glasfoyer der Rheinfelshalle in Sankt Goar (Heerstraße 139) um 18 Uhr ein Konzert mit Liedvertonungen statt. Neben der bekannten Vertonung Friedrich Silchers werden auch solche von Ingeborg Bronsart von Schellendorf, Niels W. Gade, Johanna Kinkel, Friedrich Wilhelm Kücken, Heinrich Proch, Johann Vesque von Püttlingen, Joachim Raff, Friedrich Silcher, Wilhelm Steifensand, Emil Steinkühler, Zdeněk Fibich, Franz Liszt und Clara Schumann, Carl Oberthür und August Wilhelmj zu hören sein.

Weitere Informationen finden Sie hier. Um vorherige Anmeldung wird gebeten.

CD-Neuerscheinung: Kreusser – Der Tod Jesu

Mit der Ersteinspielung von Georg Anton Kreussers Passionsoratorium „Der Tod Jesu“ heben die Mainzer Domkantorei St. Martin und das Mainzer Domorchester einen versunkenen musikalischen Schatz. Die geistliche Kantate ist heute der einzige überlieferte Zeuge der reichen Oratorienpflege des blühenden Mainzer Musiklebens im späten 18. Jahrhundert. Zugrunde liegt der Passion der empfindsame Text des protestantischen Dichters Karl Wilhelm Ramler, der durch Carl Heinrich Grauns Vertonung einige Berühmtheit erlangte. Grauns Oratorium wurde, neben nur wenigen anderen katholischen Höfen, auch in Mainz aufgeführt. Anders als Graun orientiert sich Kreussers Vertonung des „Tod Jesu“ an einer opernhaften Tonsprache und an profanen Aufführungsräumen.

Die CD ist bei RONDEAU Production erschienen.

„… der Fasching muß eben manches entschuldigen.“

Zum eintausendeinhundertelften MMM-Artikel

Natürlich, liebe Leserin, lieber Leser, heißt es am Mittelrhein Karneval. Klar. Aber der Karneval wird seinerseits manches zu entschuldigen wissen, auch, dass es anderswo eben Fasching heißt; nicht dagegen, dass man einfach mal so, weil es eben passt, falsch zitiert – in München, und da stammt die durchaus treffende Allerweltsweisheit her, spricht man eben von Fasching. Wichtiger: Ganz sicher bei niemandem werden wir uns dafür zu entschuldigen haben, dass wir (nach mittlerweile fünf Jahren mühevoller wie ergiebiger, lehrreicher und nicht selten erheiternder lexikalischer Schufterei) es tatsächlich geschafft haben, just am 11.11. (so gegen 11 Uhr 11 schätzungsweise – mit Akademikerviertel vielleicht auch erst 11 Uhr 26) den 1111. Artikel einzustellen. Pünktlich also, wie es sich – pardon – in Preußen gehört, wie es aber auch in nichtpreußischen Karnevalshochburgen üblich ist. Geplant war diese denkwürdige Punktlandung nicht, doch mit Blick auf unsere durchschnittliche Schlagzahl konnte man seit ein paar Wochen davon ausgehen, dass dieser Joke tatsächlich gelingen könnte – ein Späßchen am Rande, nicht mehr und nicht weniger. Aber auch die Bestätigung dafür, was ein eingespieltes Team auf der Grundlage nicht nachlassender wissenschaftlicher Neugier zu leisten vermag, und dies auch angesichts mancher Unwägbarkeiten und einer sehr überschaubaren Zahl von Personen, die, und zwar verlässlich wie pünktlich, mit Herz und Hand dabei sind. Man kommt ins Nachdenken: Glücklicherweise müssen wir uns nicht mit um sich selbst kreisenden bürokratischen und administrativen Maßnahmen herumschlagen; ebenso glücklicherweise machen solche Zeitgenossen uns das Leben nicht schwer, die mit unserem Ansatz nichts anfangen können – die Fronten sind geklärt, und das erleichtert die Arbeit. Freilich ist man manchmal nah dran, sich schamhaft zu entschuldigen – wenn man etwa (nun ja – als Wissenschaftler eben) angesichts der Aufführung einer kleinen Komposition aus der Feder eines mittelrheinischen Komponisten gefragt wird, wieso ein anderer (nicht unbekannter) Musikwissenschaftler darauf gekommen ist, just dieses klingende Kleinod als „unbedeutendes Salonstück“ abzutun (wirklich passiert – allerdings nicht am Mittelrhein). Nur gut, dass der Kollege bisher noch keine Zeit gefunden hat, uns mit einem Artikel zu erfreuen, der unter Aufbietung des üblichen modischen Wortgeklingels aus dem quellenfreien Raum gefischt wurde. Aber genug davon.

Unser Mann des Tages und der Minute heißt Hermann Noetzel. Klar, der Noetzel, werden Schlaumeier*innen mit coolem und erprobtem Kennerblick sagen; das war doch der … – Nein, die Nummer zieht bei uns nicht. Bis wir ihn „ausgegraben“ haben, war er vergessen, ebenso wie die meisten der über 30 musikalisch-schöpferisch tätig gewesenen (temporären) Karnevalisten, denen wir auch schon früher ein kleines Denkmal gesetzt haben. Irgendwie lag der Noetzel gerade zufällig oben auf dem Stapel und erwies sich als geeignet: Nicht nur, dass er eine komische (!) Oper komponiert hat, die (selten genug, sowas) sich fast zwei Jahrzehnte lang hielt und über mehr als 20 Bühnen ging; nicht nur, dass er in seinem kleinen Klavierzyklus Bunte Skizzen ein Stückchen Hans Wurst und ein anderes Faschingslaune nannte; und abgesehen davon, dass er eine Orchestersuite Aus dem Leben eines Pierrot komponierte, eine Ouvertüre mit dem Titel Fasching (s. o.!!!) und eine Ballettpantomime Pierrots Sommernacht – er tat etwas, das das närrische Tun auf seinen Ursprung zurückführt: Es war im Januar 1932, als er mahnend, deutlich und mutig Finger wie Stimme erhob, nachdem er wohl täglich in seinem Wohnort nahe München mit den alles andere als lustigen (Vor-) Zeichen seiner und der kommenden Zeit konfrontiert worden war. In einem Leserbrief schrieb er von der „gegenwärtigen leidenschaftlichen Verwirrung der Köpfe“, von „infamer Anbiederung mit den Faschisten“, schließlich davon, dass „Hitler selber von einem blendenden Dämon besessen“ sei (Der Südtiroler, Innsbruck, 15. Jan. 1932). Chapeau, lieber Noetzel, Chapeau!

Übrigens waren auch ein paar andere Leute nah dran, auf den Sockel Nr. 1111 gehievt zu werden; klar – wir hätten das öffentlich ausdiskutieren sollen und bitten alle diejenigen um Vergebung, die gerne nach leidenschaftlichem und kräftezehrendem Meinungsaustausch mitentschieden hätten. Vielleicht wären manche für Mina Lust gewesen (nein, natürlich nicht wegen des Namens; darüber lacht man nicht!), die einen Frankfurter-Wiesbader Eisenbahn-Actien-Galopp und zwei Walzer zu nämlicher Thematik schuf. Da ihre Werke offenbar die Zeiten nicht überdauert haben, braucht sich niemand zu bemühen, die Komponistin einer Würdigung zu unterziehen – ihr Artikel erhielt die Nr. 1106. Joseph Henrich, der einen Ichthyosaurus und dessen jammervolles Schicksal besang, folgte – „komischer Humor“, mag man urteilen, aber vielleicht werden die bereits in Aussicht gestellten paläontologischen Gutachten zum inzwischen digitalisierten Text Joseph Victor von Scheffels wie auch zur möglichen Subtilität resp. Immersivität der musikalischen Umsetzung Aufsehen nicht nur in der Fachwelt erregen. Der Orgelbauer Johann Jelaćić (Nr. 1108), dem die spärliche Literatur bisher nachsagte, er sei sturzbesoffen in einer Schneewehe zu Tode gekommen, hat nun durch unsere Recherchen endlich einen genauen Todestag erhalten, der aufgrund der Jahreszeit und der um Pfingsten herum zu unterstellenden mutmaßlichen Wetterlage das bisherige Geschichtsbild ins Wanken bringt. Wieder ein genial gescheiterter Künstler weniger; was ein Jammer. Die entstandene Lücke mag in gewisser Weise Helene von Dobeneck füllen, die sich, obwohl erst kurz zuvor verehelicht, nach dessen Frankfurter Konzerten unsterblich in Paganini verliebte, ihn gar zu heiraten beabsichtigte, aber abgewiesen wurde. Natürlich ist das nicht lustig, aber Fälle von Geschmacksverirrung kommen eben vor und verdienen unseren ganzen Respekt – s. Art. 1109. Auch an sich nicht sonderlich lustig ist die Lebensgeschichte von Gustav Huppert; nur deshalb haben wir ihm die Nr. 1110 zugeteilt, weil er sich der Ehre vollkommen unwürdig erwies, die Nr. 1111 zu tragen: Huppert hängte seinen Lehrer- und Musikerberuf an den Nagel und widmete sich fortan der „Fabrikation und dem Vertrieb alkoholfreier Getränke“.

Ach ja – das Zitat: Es stammt aus der Feder eines Münchner Musikkritikers, der Einiges zu mäkeln hatte an Hermann Noetzels Pierrot-Suite und sich wie den Komponisten mit den in der Überschrift zitierten Worten zu entschuldigen wusste (Allgemeine Zeitung, München, 1. Febr. 1905). Nun ja – die Geschmäcker sind verschieden, sollen sie auch. Dagegen gibt es nur eine Wahrheit. Auch am 11.11.

A.B.

„Louise und Clara“ – Konzert

„Louise und Clara“. Ein moderiertes Konzert mit Klavier und Gesang

Am Sonntag, 5. November 2023, 11 Uhr, veranstaltet die Brahms-Gesellschaft Wiesbaden–Rheingau im Vortragssaal der Loge Plato, Friedrichstr. 25, Wiesbaden, ein Konzert mit Liedern und Klaviermusik des 19. Jahrhunderts. Frances Falling (Gesang und Moderation) und Anja Kleinmichel (Klavier) präsentieren Werke der Wiesbadener Komponistin Louise Langhans-Japha und deren Klavierlehrerin Clara Schumann sowie von Robert Schumann und Johannes Brahms und erläutern die biographischen und künstlerischen Verbindungen der vier Komponist:innen.

Nähere Informationen finden Sie im Flyer:

Das Musikalbum von Louise Langhans-Japha

Am vergangenen Samstag, 14. Oktober, fand in der Musikhochschule Freiburg i.Br. ein Gesprächskonzert zum Musikalbum der Wiesbadener Pianistin und Komponistin Louise Langhans-Japha (1826–1910) statt, dem mehrere Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft beiwohnten. Siri Thornhill (Sopran), Pascale Jonczyk (Alt), Antonio Pellegrini (Violine), Michael Baumann und Jörn Bartels (Klavier) sangen und spielten die im Album enthaltenen fünfzehn kleinen Preziosen, darunter bislang weitgehend unbekannte Musik von Johannes Brahms, Ole Bull, Richard Wüerst, Julius Otto Grimm und Albert Dietrich sowie Werke der mittelrheinischen Komponisten Edmund Uhl und Hermann Noetzel. Dorothea Grube, die Ururgroßnichte von Louise Langhans-Japha und heutige Eigentümerin des Albums, und Dr. Janine Droese, in deren Hand zur Zeit die wissenschaftliche Auswertung liegt, skizzierten die Biographie von Langhans-Japha und gaben Einblicke in die Verbindung der Komponistin zu den insgesamt 13 Beiträger:innen. Eine Publikation des Albums über das Centre for the Study of Manuscript Cultures (CSMC) der Universität Hamburg ist für das kommende Jahr geplant.

Konzert mit Werken von Felix Otto Dessoff

Am 27. Oktober 2023 findet anlässlich der Übergabe des Nachlasses des Komponisten, Dirigenten, Pianisten und Kompositionslehrers Felix Otto Dessoff (1835–1892) an die Sammlung Musik und Theater der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main ein Konzert mit Streichquartetten und Liedern Dessoffs statt. Die Moderation übernimmt Dr. Joachim Draheim.

Weitere Informationen finden Sie im Konzertprogramm.